The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz

The Wild Bunch

Sam Packinpah, USA 1969

The Wild Bunch erschien 1969. Der Kinostart verlief zunächst schleppend. Ganz im Gegensatz zu einem anderen Western, der im selben Jahr erschien. Butch Cassidy and The Sundance Kid mit Paul Newman und Robert Redford in den Hauptrollen war der kommerzielle Schlager der Saison. Sofort führte der gelassen dahin bummelnde Western mit komödiantischem Unterton die Spitze der Kino-Hitlisten an und wurde zu einem der bis dahin finanziell erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Desgleichen thronte der von Burt Bacharach geschriebene und von B.J. Thomas gesungene Film-Song Raindrops Keep Falling on My Hat vier Wochen auf Platz eins der US-Charts und erhielt obendrein auch noch einen Oscar; zusätzlich zu den drei anderen, die der Film ohnehin schon abgesahnt hatte. Der Wohlfühl-Western par excellence mit den beiden charmanten Frauenhelden in den Titelrollen handelte von den zwei nettesten Gentleman-Desperados des Wilden Westens: Butch Cassidy und Sundance Kid haben angeblich niemals einen Menschen getötet. Die beiden Stars Paul Newman und Robert Redford bzw. die von ihnen verkörperten Figuren stehen vollkommen im Mittelpunkt des Films. Die vielköpfige Bande, mittels derer die historischen Vorbilder im ausgehenden 19. Jahrhundert Banken ausgeraubt und Züge überfallen haben, kommt im Film fast gar nicht vor. Diese Bande von Butch Cassidy und Sundance Kid hieß `The Wild Bunch´. Und sie ist im Film vergessen worden.

Sam Packinpah bringt sie nachhaltig in Erinnerung. Ohne sich konkret auf die historische Gang `The Wild Bunch´ zu beziehen, wirkt der Film dennoch wie der dreckige Bruder des weichgespülten Hollywood-Erfolgs; ein dunkler Zwilling, der die bittere Wahrheit aller Wild-West-Romantik erzählt. Tatsächlich kam The Wild Bunch kurz vor George Roy Hills Kino-Hit auf die Leinwand. Außer dem Erscheinungsjahr teilen die Filme noch mehr Gemeinsamkeiten: Beide loten die Grenzen des Western-Genres aus. Sie spielen beide an der räumlichen und zeitlichen Peripherie des üblichen Wild-West-Sujets. So verläuft die Handlung jeweils nicht im 19. Jahrhundert, sondern zu Beginn des 20. Jahrhunderts und zu großen Teilen in Lateinamerika und nicht in den Vereinigten Staaten. In beiden Filmen stehen die Hauptfiguren am Ende ihrer kriminellen Laufbahn. Bei aller Action verbreiten beide Filme die Atmosphäre einer wehmütigen Müdigkeit. In beiden Filmen meint man den Zeitgeist der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts zu spüren. Da ist die sexuelle Libertinage: Im Spiel von Paul Newman, Robert Redford und Katherine Ross wird den ganzen Film über mit einer Ménage à trois kokettiert; William Holden und seine Spießgesellen vergnügen sich immer wieder mit Prostituierten. In Butch Cassidy und The Sundance Kid zeigen die Helden eine neue Lockerheit und Befreiung von den überkommen Ehrenkodices, die das Genre bis dahin als zentrales Handlungsmotiv bestimmt haben; The Wild Bunch vollzieht die Aufhebung des naiven westerntypischen Dualismus von Gut und Böse und entfesselt die dem Genre immanente Gewaltlust bis zum Exzess.

Und diese beiden zentralen Innovationen im Western, für die der Film paradigmatisch wird, – das Verschwimmen der Grenzen von Gut und Böse und die ungehemmte Gewaltlust – werden in der ersten Szene des Films in symbolträchtigen Bildern bereits exemplarisch zum Ausdruck gebracht. Skorpione werden von Termiten attackiert, so wie im Verlauf des Films die Banditen von Polizisten und Kopfgeldjägern gejagt werden. Währenddessen reiten die Outlaws in Soldaten-Uniformen in eine Kleinstadt ein. Die Darsteller der Banditen werden dabei optisch mit dem Vorspann verschränkt, wodurch die Szene zusätzliches Gewicht bekommt: böse Menschen in den Uniformen derer, die Anspruch erheben, Recht und Gesetz zu verteidigen,. Und tatsächlich bringt diese erste Szene die Stimmung des Films auf den Punkt und nimmt die Handlung vorweg: Es gibt kein gut und kein böse; es gibt nur Gewalt. Und als wolle der Film sagen, dass es schon immer so gewesen sei und dass der Mensch verdorben auf die Welt komme, zieht die Kamera auf und zeigt kleine Kinder, die sich an dem grausamen Kampf von Skorpionen und Termiten lachend ergötzen, ehe sie die Tiere mit Stroh anzünden und lebendig verbrennen.

Die Banditen haben es auf die Kasse der Eisenbahngesellschaft abgesehen. Doch diese ist gewarnt und hat eine Falle gestellt. Auf den umliegenden Dächern des texanischen Städtchens haben sich Kopfgeldjäger unter der Führung von Deke Thornton, dargestellt von Robert Ryan, platziert. Ein früherer Outlaw, der aus dem Gefängnis entlassen wurde unter der Maßgabe, dass er zur Ergreifung oder Tötung seines ehemaligen Freundes und Bandenchefs Pike Bishop (William Holden) beiträgt. Zwei Freunde, die zu Gegenspielern werden; ein Motiv, das Sam Packinpah auch in Sacramento (Ride The High Country) oder Pat Garrett jagt Billy the Kid (Pat Garrett & Billy the Kid) variiert hat. Die Helden können in dieser Geschichte nichts richtig machen: Wenn sie gewinnen, vernichten sie ihren Freund. Lassen sie ihren Freund gewähren, sterben sie. Diese Konstellation kennt keinen strahlenden Helden, sie lässt nur tragische, wehmütige, desperate Helden zu.

Diese Helden haben Mut. Ansonsten ist ihnen alles Heldenhafte abhanden gekommen. Dass sie ihren besten Freund bekämpfen müssen, symbolisiert, was für Menschen sie sind: Rücksichtslose Egoisten. Dass der eine auf der Seite des Gesetzes steht und der andere vom Gesetz gejagt wird, tut dabei nichts zur Sache. Im Feuergefecht nach dem Überfall nehmen sich beide Parteien denn auch nichts. Pike Bishop opfert skrupellos ein neues Bandenmitglied und nutzt einen Demonstrationszug für ein Alkoholverbot als Schutzschild für seine Leute, um der Bande die Flucht zu ermöglichen. Der ihn jagende Thornton macht seinen Job zwar nur widerwillig, doch die Bande von Kopfgeldjägern, die die Eisenbahngesellschaft um ihn herum angeheuert hat, ist mindestens so brutal und gewissenlos wie die Banditen, die sie zur Strecke bringen wollen. Rücksichtslos schießen Gesetzesbrecher und Gesetzeshüter unbeteiligte Passanten nieder, alte Männer und Frauen. Für nichts: Die Kopfgeldjäger müssen mit ansehen, wie den Banditen die Flucht gelingt; die Banditen müssen erkennen, dass sie nur wertlose Metallringe erbeutet haben. Als alles vorüber ist und die Leichen auf der staubigen Straße liegen, spielen die Kinder die Schießerei nach.

Der alternde Pike Bishop wollte sich nach dem Coup eigentlich zur Ruhe setzen, jetzt stehen er und seine Bande vor dem Nichts. Um ihren Verfolgern zu entgehen, überqueren sie die Grenze nach Mexiko. Vor der amerikanischen Polizei wären sie dort sicher, aber die Eisenbahngesellschaft hat Kopfgeldjäger angeheuert, die nicht an Gesetze gebunden sind und sie weiter bis nach Mexiko hinein verfolgen können. In Mexiko treffen die Banditen auf General Mapache. Ein brutaler und korrupter Warlord, von Militärdiktator Victoriano Huerta ausgesandt, um die linksrevolutionären Aufständischen um Pancho Villa zu bekämpfen. Angel, ein mexikanisches Mitglied der Outlaw-Truppe, erblickt seine ehemalige Geliebte Teresa an der Seite von General Mapache und erschießt sie in einem Eifersuchtsanfall. Pike Bishop entschärft die Situation, indem er seine Leute dem General als Söldner andient. Mapache hat einen deutschen Militärberater, Oberstleutnant Friedrich Mohr. Dieser verlangt moderne Waffen für den Kampf mit den Rebellen. Also kehren Pike Bishop und seine Männer im Auftrag Mapaches in die Vereinigten Staaten zurück und überfallen dort einen Waffentransport der US-Armee. Der Coup gelingt, doch in dem Zug ist die Truppe Deke Thorntons, die sofort die Verfolgung aufnimmt. Bishops Männer können sie abschütteln, indem sie eine Brücke über dem Rio Grande in die Luft sprengen.

Als sie die Waffen übergeben, lässt Mapache Angel gefangen nehmen, denn die Mutter der von Angel erschossenen Teresa hat ihm erzählt, dass dieser Waffen an die Rebellen übergeben hat, mit denen er sich als Mexikaner solidarisch fühlt. General Mapache, der zuvor relativ gleichgültig auf Angels Mord an seiner Geliebten reagiert hat, statuiert nun ein Exempel. Er lässt Angel gefangen nehmen und foltern; den restlichen Männern der Bande aber zahlt er die versprochenen 10.000 Dollar in Gold. General Mapache lässt Angel an sein neues Spielzeug, eines der gerade neu erfundenen Automobile fesseln und schleift ihn hinter sich her. Unter den erbeuteten Waffen ist ein Maschinengewehr, mit dem Mapache wie ein kleines Kind herumschießt. Dann feiert die er Ankunft der Waffen in einem rauschenden Fest, in dem Mapache als Karikatur der Dekadenz inszeniert wird – träge, grausam und gelangweilt.

Auch Pike Bishop und seine verbleibenden Männer feiern ihren gelungenen Coup und die gewonnene Belohnung. Doch gerät diese Feier zu totalen Tristesse. Die Frauen um sie herum sind Prostituierte, die anschließend um Geld feilschen. Einer der Banditen spielt mit einem Vogel, der an einer Leine gefangen ist. Eine Metapher für das fragwürdige Glück, das den Männern beschieden ist: Keine Frau wird freiwillig bei ihnen bleiben. Eine Rückkehr in ein beschauliches, liebevolles Leben können sie sich mit all dem ergaunerten Gold nicht kaufen; sie werden für immer einsam sein. Die einzige Wärme in ihrem Leben und das einzige wahrhaft Gute an ihrer Desperado-Existenz ist die Kameradschaft unter den Freunden. Etwas Besseres werden sie in ihrem Leben nicht mehr finden. Und ohne ein Wort zu sprechen, stehen sie gemeinsam auf und legen ihre Waffen an, um für diese Kameradschaft zu sterben.

Einer der Banditen spielt mit einem Vogel, der an einer Leine gefangen ist. Eine Metapher für das fragwürdige Glück, das den Männern beschieden ist.

Und so fordern sie von Mapache die Freilassung ihres Freundes Angel. Doch Mapache schneidet vor ihren Augen Angel die Kehle durch. Wütend erschießt Bishop den General. Die gesamte Garnison von zweihundert Soldaten ist geschockt und bereit, sich den vier Männern zu ergeben. Doch dann erschießt Bishop ohne Grund den deutschen Militärberater Mohr. Daraufhin entbrennt ein mörderisches Feuergefecht. Der zu Mohr gehörende deutsche Offizier Ernst wird erschossen, als er das Maschinengewehr bedienen will. Im Sterben erschießt er versehentlich eine Reihe mexikanischer Soldaten. Daraufhin kapern die Banditen das Maschinengewehr, schießen wild um sich und werfen mit Handgranaten. Auch Frauen und Kinder beteiligen sich an der Schießerei und versuchen, die amerikanischen Banditen zu töten. Am Ende sind alle Banditen, aber auch fast alle Soldaten tot sind. Als sich keiner mehr bewegt, kommt Deke Thornton mit seinen Marodeuren, die wie die Aasgeier die Leichen fleddern, um sich zu bereichern. Die Kopfgeldjäger laden die Toten auf ihre Pferde, damit sie in Texas die Belohnung zu kassieren. Thornton lässt sie ziehen, ahnend, dass sie den Aufständischen in die Hände fallen werden, die sie alle erschießen.

Am Ende sind fast alle tot. Dieses Ende ist nur folgerichtig – eine Morbidität durchzieht den gesamten Film: Alternde, morsche Männer, die sich zur Ruhe setzen wollen, die genug haben, die am Ende sind; in einer Welt, die über sie hinweggegangen ist. Diese Helden sind aus der Zeit gefallen, sie sind dem Tode geweiht. Und das ist das eigentliche Thema des Films: Die Akteure (die Revolverhelden), ihre Ära (der wilde Westen), und das Genre, das beides glorifiziert (der Western) sind am Ende. Packinpah lässt durch den Einsatz der modernen Waffen wie das Maschinengewehr und die Handgranaten nicht nur unglaublich viele Schauspieler und Statisten in seinem Film töten, er tötet auch das Westerngenre als solches, indem er es mit einer Waffentechnik konfrontiert, die mit Kodex und Mythos des Wilden Westens nicht vereinbar ist. Tatsächlich werden nach The Wild Bunch kaum noch klassische Western mit Guten und Bösen und einem ritterlichen Duell, in dem der Gute den Bösen tötet, gedreht. Packinpah hat dieses Thema bewusst gestaltet. Die Untauglichkeit der Ehrenkodices ist durchgängiges Thema unter den Banditen, die in all ihrer Verdorbenheit kaum mehr in der Lage sind, sich ihre Ritterlichkeit, die ihnen immer noch wichtig ist, zu bewahren. Tatsächlich gelingt es ihnen nur, als sie für Angel in den Tod gehen: eine Art erweiterter Suizid.

Das Gemetzel setzt erst ein, als Pike Bishop – scheinbar grundlos – den deutschen Militärberater Oberstleutnant Mohr erschießt. Dass der mexikanische General in den Besitz eines Maschinengewehrs und von Handgranaten kommt, ist dem Einfluss der deutschen Militärberater zu verdanken. Hätten sie nicht die Waffen verlangt, hätten Pike Bishop und seine Bande diese nicht gestohlen und dann wäre Angel auch nicht auf die Idee gekommen, einen Teil der Waffen zu unterschlagen und an die Rebellen zu verschenken. Er wäre nicht gefoltert und getötet worden, alles wäre nicht passiert. Dies mag Pike Bishop durch den Kopf gegangen sein, als er den deutschen Offizier erschießt. Das anschließende Feuergefecht ist durch das Maschinengewehr geprägt. Es kommt zum Einsatz, als der andere deutsche Militärberater Ernst versucht, sich seiner zu bemächtigen, aber sofort von den amerikanischen Banditen erschossen wird. Im Dahinsinken mäht er noch eine Reihe mexikanischer Soldaten nieder. Ein Gemetzel mit modernen Waffen, ausgelöst durch den Tod eines deutschen Offiziers (ein merkwürdiges Alien in einem Western): ein Verweis auf den Ersten Weltkrieg, der 1914, also nur ein Jahr nach der im Film dargestellten Handlung ausbricht. Diese Anspielung auf einen mörderischen Krieg war vielleicht auch als Verweis auf den Krieg allgemein und somit auf zeitgenössische Kriege wie jenen in Vietnam gedacht, zumindest wollte Sam Packinpah so verstanden werden.

Der sterbende deutsche Offizier am Maschinengewehr. Ein Verweis auf das massenhafte Töten und Sterben im Ersten Weltkrieg.

Sicherlich handelt sich es sich auch um eine Reminiszenz an Vera Cruz, das Westernvorbild aus den 50er Jahren, das in The Wild Bunch fleißig zitiert wird. Auch dort gerät eine Bande US-amerikanischer Desperados in mexikanische Revolutionswirren der 1860er Jahre und auch dort lassen sie sich von den Herrschenden anheuern, die im Dienste Maximilians I., dem Kaiser von Mexiko, der deutsch-österreichischer Abkunft war, gegen Aufständische kämpfen. Mit Vera Cruz teilt der Film die Dramaturgie und schließlich auch den spektakulären Shootout, in dem gleichfalls ein Maschinengewehr zum Einsatz kommt, das zum Zeitpunkt, an dem Vera Cruz spielt, gerade erst erfunden worden war. Mit Ernest Borgnine ist sogar einer der Darsteller identisch; hier wie dort spielt er einen der US-amerikanischen Abenteurer.

Eine weitere Inspirationsquelle dürften Bonnie and Clyde und die zeitgenössischen Italowestern gewesen sein. Die Clint Eastwood-Trilogie von Sergio Leone spielt gleichfalls im mexikanischen Grenzgebiet. Ebenso wie der erste Django-Film, bei dem gleichfalls ein Maschinengewehr die eigentliche Hauptrolle spielt. Mit der opernhaften Theatralik des Italowesterns teilt The Wild Bunch die Überinszenierung der Gewalt, die in allen filmischen Raffinessen ausgekostet wird. Der brutale Showdown am Ende wurde mit sechs Kameras gedreht, teilweise mit erhöhter Frame-Rate um die Sequenzen in Zeitlupe zu gewährleisten. Herausgekommen ist perfekt choreografierte Gewalt, die noch das Honkong-Kino der späten 80er Jahre beeinflusst hat.

Vorbilder und Inspirationsquellen: Sowohl Robert Aldrichs Vera Cruz von 1954...
… als auch Sergio Corbuccis Django von 1966...
...fließen in The Wild Bunch ein.

Der Western hat schon immer eine gewalttätige Periode in der Geschichte Amerikas in gewalttätigen Bildern erzählt. Sam Packinpah treibt dies auf die Spitze, indem er die Gewaltdarstellung in bis dahin ungekannte Dimensionen vorantreibt und Töten und Sterben dabei ungeniert ästhetisiert. Es gelingt ihm dank der fulminanten Inszenierung der Action, die fatale Lust seiner Protagonisten an Zerstörung und Gewalt auf die Zuschauer zu übertragen, die sich das massenhafte Töten und Sterben mit einem genüsslichen Voyerismus anschauen, der an den grausamen Genuss der Besucher des Colosseums bei einem Gladiatorenkampf im alten Rom erinnert. Die Rechtfertigung Packinpahs und seiner Verteidiger, es handele sich darum, ungeschminkt die aufrüttelnde Wahrheit über Verbrechen und (zeitgenössische) Kriege zu zeigen, kann man getrost als nachträgliche Rationalisierung abtun. Wenn es ihm primär darum gegangen wäre, die Grausamkeit des zeitgleich stattfindenden Vietnamkrieges zu demaskieren, hätte er einen politischen Film über diesen Krieg und kein Westernspektakel gedreht. Und genau hierin liegt die Größe des Films: Eben dass er ungeschminkt die Grausamkeit der Epoche zeigt und sich bar jeglicher Moral zu dieser Grausamkeit und ihrer ästhetischen Ausbeutung bekennt. In seiner hemmungslosen Gewaltverherrlichung offenbart der Film die Wahrheit eines Genres, das sich immer schon an Gewalt ergötzt hat, aber mittels moralischer Rechtfertigung der Helden und Eingrenzung der Gewaltdarstellung in Duellrituale diese Gewaltlust vor sich selbst zu verbergen versuchte.

Bibliographie (Auswahl)

Arnold, Frank; von Berg, Ulrich: Sam Peckinpah – Ein Outlaw in Hollywood. Ullstein, Frankfurt am Main/ Berlin 1987.

Glasenapp, Jörn: Jenseits des Rio Grande: Mythische Strukturen im US-amerikanischen Mexikowestern. In: Manfred Engelbert u. a. (Hrsg.): Märkte, Medien, Vermittler. Fallstudien zur interkulturellen Vernetzung von Literatur und Film. Wallstein, Göttingen 2001.

Kiefer, Bernd: The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz. In: B. Kiefer, N. Grob unter Mitarbeit von M. Stiglegger (Hrsg.): Filmgenres – Western. Reclam junior, Stuttgart 2003, S. 291–297.

Prince, Stephen (Hrsg.): Sam Peckinpah's The Wild Bunch. Cambridge University Press, Cambridge 1998.

Prince, Stephen: Savage Cinema – Sam Peckinpah and the Rise of Ultraviolent Movies. University of Texas Press, Austin 1998.

Steadycam. Nr. 38. Köln Juli 1999 (umfangreiches Dossier über den Film).

von der Weppen, Wolfgang: They play their string out to the end. The Wild Bunch von Sam Peckinpah. In: Andreas Baur, Konrad Bitterli (Hrsg.): Brave lonesome Cowboy. Nürnberg 2007, S. 61–130 (deutsch, englisch).

Weddle, David: “If they move … kill'em!” The life and times of Sam Peckinpah. Grove Press, New York 1994.

Abbildungsnachweis

Die Abbildungen stammen aus:

The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz, USA 1969, Produktion: Phil Fieldman. Regie: Sam Packinpah. Kamera: Lucien Ballard. Drehbuch: Sam Packinpah, Walon Green, Roy N. Sickner. 1997 Warner Bros. Entertainment Inc. Im Vertrieb von Warner Home Video Germany, a division of Warner Bros. Entertainment GmbH.

Django, Italien 1966, Manolo Bolignini, Sergio Corbucci. Regie: Sergio Corbucci. Kamera: Enzo Barboni. Drehbuch: José Gutiérrez Maesso, Piero Vivarelli. 2003 Kinowelt Home Entertainment GmbH.

Vera Cruz, USA 1954, Produktion: Harold Hecht, James Hill, Burt Lancaster. Regie: Robert Aldrich. Kamera: Ernest Laszlo. Drehbuch: Roland Kibbee, James R. Webb. Copyright 2004 MGM Home Entertainment, Vertrieb durch MGM Home Entertainment (Deutschland) GmbH.

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